Warum unsere Obstbauern im Alten Land im April wenig Schlaf finden!

„Die Obstbäume im Alten Land haben in diesem Jahr besonders viele Blüten angesetzt,“ berichtet Gärtnermeister Ulrich Harms vom Obsthof Brackenburg. Der Obsthof Brackenburg liegt in landschaftlicher eindrucksvoller Umgebung am östlichen Rand des Alten Landes in Hamburg-Francop. Die Brackenburg, die einst zu einem Gut gehörte, wird seit etwa 1780 von der Familie Harms bewirtschaftet.

Der leidenschaftliche Obstbauer Ulrich Harms erklärt die aktuelle Lage im Alten Land wie folgt: „Nach drei extremen Frostjahren zeigt sich das Wetter in 2021 bisher so, wie man es über viele Jahre gewohnt war. Im Gegensatz zum Vorjahr, in dem die Obstblüte drei Wochen eher als normal eintrat, ist in diesem Jahr wieder mit einem normalen Beginn der Apfelblüte Ende April, Anfang Mai zu rechnen. Dagegen wird sich die Blüte der Kirschen und Pflaumen bereits jetzt, Mitte April, in voller Pracht entfalten.“

In dieser Zeit schauen unsere Hamburger Obstbauern mehr auf den aktuellen Wetterbericht als sonst im Jahr. Gerade im April sind Frostnächte in Norddeutschland nicht Ungewöhnliches. Da die empfindlichen Blüten aber sehr frostempfindlich sind, können schon geringe Minusgrade eine ganze Ernte vernichten.

Ulrich Harms ist gut vorbereitet. „Für morgen und übermorgen sind Nachtemperaturen von bis zu minus 5°C vorhergesagt“, berichtet er in unserem gemeinsamen Telefonat. Während die meisten Menschen gemütlich in ihrem warmen Bett schlafen, legen nahezu alle Obstbauern im Alten Land jetzt Nachtschichten ein und stellen ihre Beregnungsanlagen an. Mit der sogenannten „Frostschutzberegnung“ werden die Obstbäume mit einem feinen Wasserfilm umhüllt. Bei Temperaturen von unter 0°C gefriert das Wasser. Durch den Wechsel des Aggregatzustandes von flüssig zu fest wird Energie als Wäre freigesetzt, welche die empfindlichen Blüten vor dem Erfrieren schützt. Leider hält die Beregnung immer nur wenige Stunden vor, uns so müssen die Obstbauern in jeder Frostnacht wieder raus in ihre Anlagen. Im April 2020 übrigens bis zu 25 Nächte!

Doch der Aufwand lohnt sich! Nur so konnten die Hamburger Obstbauern ihre Ernten retten und das zu besseren Preisen vermarkten als in Jahren ohne Frost. Andere Obstbaugebiete Deutschlands (Baden-Württemberg) aber auch Europas (Polen, Tirol) verfügen bisher nur über wenige Anlagen zur Frostschutzberegnung. Auf die in den letzten Jahren verstärkt auftretenden Spätfröste waren die dortigen Erzeuger noch nicht eingestellt und entsprechend hoch waren dort die Ausfälle. Aufgrund der geringeren Angebotsmengen konnten so höhere Preise für Obst aus dem Alten Land erzielt werden. Dafür nehmen unsere Hamburger Obstbauern gerne zusätzliche Nachtschichten im April in Kauf.